Projekt Kastanienallee am Teich in Darmstadt
Das Projekt „Kastanienallee am Teich“ stößt in Darmstadt, und natürlich vor allem in der direkten Umgebung, auf hohes Interesse. Um dem Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach sachlichen Informationen Rechnung zu tragen, finden Sie hier Antworten auf die zentralen Fragen zum Projekt.
Welche Art der Bebauung ist an der Kastanienallee vorgesehen?
Auf dem Grundstück sollen insgesamt 47 Einfamilienhäuser als Einzel‑, Doppel- und Reihenhäuser errichtet werden (5 Einzelhäuser, 22 Doppelhäuser und 20 Reihenhäuser). Die Höhe der Gebäude orientiert sich mit zwei Vollgeschossen und einem zusätzlichen Staffelgeschoss an der Wohnbebauung entlang der Kastanienallee und der dort, im Bebauungsplan N 8.4, festgesetzten Zahl der Vollgeschosse.
Wie soll die Energieversorgung des Quartiers geregelt werden?
Wir danken dem Darmstädter Echo (VRM Gruppe) für die Verwendung des Videos.
Quelle: www.echo-online.de | Echo Zeitungen GmbH, Darmstadt
Wir haben im Herbst 2020 eine Forschungskooperation mit der Technischen Universität Darmstadt, Fachbereich Wasserbau und Hydraulik abgeschlossen. Unser gemeinsames Ziel ist, dass das neue Quartier energetisch autark werden kann. Das Forschungsprojekt ist einmalig in Deutschland und hat nach Einschätzung der Wissenschaftler einen Leuchtturm-Charakter für Hessen und die Wissenschaftsstadt Darmstadt.
Im November 2021 hat die TU Darmstadt ihren Abschlussbericht erstellt und kommt darin zu folgenden Ergebnissen:
• Der See kann den Wärmebedarf des Wohnquartiers alleine decken.
• Der See verfügt über ein ausreichendes thermisches Regenerationsvermögen.
Durch einen Wärmetauscher außerhalb des Sees wird Wärmeenergie aus dem Seewasser auf eine Soleflüssigkeit im kalten Nahwärmenetz übertragen. Allein die Seewasserwärme reicht dabei schon aus, die nötige Wärmeenergie des Quartiers sicherzustellen. Aus Gründen der Versorgungssicherheit wird die nötige Wärme jedoch nicht allein aus dem Seewasser entnommen, sondern auch aus einem Erdwärmekollektor und im Bedarfsfall aus einem Luft-Sole-Wärmetauscher. In dezentralen Pufferspeichern steht dann jedem Bewohner ressourcenschonende Wärme für Heizung und Brauchwasser zur Verfügung.
Mit den Solarpanels auf den Hausdächern kann die Energie für den zu erwartenden Stromverbrauch der Bewohner erzeugt werden.
Allgemeine Zusammenfassung der TU Darmstadt als PDF zum Download
Unser Foto zeigt M.Sc. Steve Borchardt (links), Prof. Dr.-Ing. Boris Lehmann (rechts) von der Technischen Universität Darmstadt, Fachbereich Wasserbau und Hydraulik gemeinsam mit Bauherr und geschäftsführendem Gesellschafter Thomas Müller bei der öffentlichen Präsentation des Forschungsprojekts „Abschätzung der nutzbaren Seewasserwärme und zum Einfluss der Wärmeentnahme aus dem See“ im November 2020.
Pressemitteilung Kastanienallee als PDF zum Download
Im Januar 2023 hat das Regierungspräsidium Darmstadt die wasserrechtliche Erlaubnis für das Wärmekonzept erteilt.
Wer engagiert sich bei dem Bauprojekt?
Die Projektgesellschaft „Projekt Kastanienallee am Teich GmbH&Co.KG“. Deren Gesellschafter sind die Claus Wisser Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH&Co.KG, die Thomas Mueller Verwaltungsgesellschaft mbH und die WCo Beteiligungsgesellschaft mbH (Prof. Martin Wentz, Tobias Rösinger). Die Architektenleistung wird erbracht vom erfahrenen Darmstädter Büro planquadrat, das modernen umweltbewussten Kriterien Rechnung trägt.
Mit der Technischen Universität Darmstadt, Fachbereich Wasserbau und Hydraulik wurde im Herbst 2020 eine Forschungskooperation geschlossen. Prof. Dr.-Ing. Boris Lehmann als Dekan und M.Sc. Steve Borchardt als wissenschaftlicher Mitarbeiter, erforschen die Möglichkeit, das Seewasser als Energiequelle für die Heiz- und Kühlenergie aller Häuser des Quartiers nutzbar zu machen.
Wie ist der aktuelle Stand des Bauvorhabens?
Mit der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung vom 20. Oktober 2022 zum Satzungsbeschluss des Bebauungsplans besteht für das Wohnquartier im Bereich Elfeicher Weg/Kastanienallee nun Planungsrecht. Das ist ein entscheidender Schritt im Verfahren. Wir können damit die weitere Planung und Umsetzung für das hessenweit einmalige Projekt mit der beabsichtigten klimagerechten und autarken Wärmeversorgung der Häuser durch die Nutzung der Umweltwärme des Teiches jetzt konsequent vorantreiben.
Ende November 2023 wurde nun durch die Darmstädter Bauaufsicht die Baugenehmigung für die Errichtung der Reihenhäuser des ersten Bauabschnitts erteilt.
Wie sieht der weitere Zeitplan aus?
Die beiden Nachbarn, BVM Martinsviertel und der Eigentümer des benachbarten Bayerischen Biergartens, haben Normenkontrollklagen gegen den B‑Plan eingereicht. Außerdem haben beide nun angekündigt, auch gegen die erteilte Baugenehmigung Klage einzureichen.
Inhaltlich sehen wir diesen Klagen gelassen entgegen, die genauen zeitlichen Folgen für die Umsetzung unseres Projekts sind allerdings derzeit noch nicht vollständig zu beurteilen.
Sobald uns jedoch eine rechtskräftige Situation vorliegt, streben wir einen unmittelbaren Vertriebsstart und zeitnahen Baubeginn für die Reihenhäuser an.
Welche Käuferstruktur streben Sie an oder erwarten Sie? Lässt sich schon etwas zu den Kosten sagen?
Wir setzen auf Familien sowie Fach- und Führungskräfte, die z.B. bei der Merck AG oder der Software AG arbeiten, bei Esoc oder ESA oder anderen Unternehmen. Oder die wegen einer neuen beruflichen Perspektive nach Darmstadt kommen und hier sesshaft werden wollen. Angemerkt sei, dass die Stadt Darmstadt durch die Einkommensteuer davon profitieren würde. Die Kosten sind derzeit noch nicht bestimmbar, da die detaillierte Planung jetzt erst beginnt. Ganz bewusst setzen wir bei der Planung auf einen ökologischen Ansatz (Verwendung erneuerbarer Energien Wasser + Sonne, Einsatz natürlicher Baumaterialien wie Holz) und möchten gerne eine ökologische und regionale Bewirtschaftung der Häuser ermöglichen, beispielsweise durch den Einsatz von Solarpanels sowie der Begrünung der Dächer.
Melden sich bereits potenzielle Interessenten, die Häuser erwerben wollen?
Es gibt derzeit rund 400 Interessenten, obwohl wir ja erst jetzt in die konkrete Planung einsteigen, also keine detaillierten Entwürfe präsentieren können. Zahlreiche Bürger unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft, also eine bunte Mischung, haben dennoch schon Interesse an einem der Häuser bekundet. Offenbar hat die öffentliche Diskussion dazu geführt, dass viele Menschen von unserem Projekt gehört haben und das Quartier für sich als attraktiv empfinden.
Wo können sich an einem Haus Interessierte melden? Und wie werden die Interessenten auf dem Laufenden gehalten?
Interessenten können sich per E‑Mail bei uns mit dem Betreff „Interessenbekundung Kastanienallee“ melden: info@kastanienalleeamteich.de
Gleichzeitig kann sich aber auch melden, wer 2–3 Mal im Jahr per E‑Mail über den aktuellen Stand und die weiteren Schritte des Projekts informiert sein möchte. Wenn Sie unsere E‑Mail-Updates erhalten möchten, schicken Sie uns bitte eine kurze E‑Mail mit dem Betreff „Anmeldung E‑Mail-Updates“, ebenfalls an:
info@kastanienalleeamteich.de. Selbstverständlich können Sie sich jederzeit wieder abmelden.
In welchem Zustand befindet sich die Fläche, die bebaut werden soll, derzeit?
Es handelt sich um den Restbestand eines ehemals großen gewerblich genutzten Areals, aus dem bereits Teile zum Bürgerpark und dem benachbarten Bayerischen Biergarten umgewandelt wurden. Die Fläche ist eingezäunt und dümpelt seit mehr als 25 Jahren vor sich hin. Es gibt eine Reihe verfallener Gebäude, die früher gewerblich – beispielsweise als Werkstatt – genutzt wurden, ein altes Ziegeleigebäude und ein Bürogebäude. Ein Wohngebäude wird derzeit noch privat genutzt, ein weiteres Wohnhaus ist aufgrund eines Wassereinbruchs nicht mehr nutzbar. Außerdem sind noch Restfundamente von früheren Wochenendhäusern vorhanden.
Gehen durch die geplante Maßnahme wertvolle Grünflächen verloren?
Nein. Das Umweltgutachten hat folgendes Ergebnis erbracht: „Biotoptypen und gesetzlich geschützte Biotope sowie FFH-Lebensraumtypen: schon im Herbst 2017 wurden alle Verdachtsflächen auf gesetzlich geschützte Biotoptypen kontrolliert, um die dann notwendigen Vermeidungsmaßnahmen oder Ausnahmevoraussetzungen prüfen zu können; festgestellt wurde ein Schilfröhricht- Abschnitt am Westufer der Tongrube, der die Voraussetzungen eines gesetzlich geschützten Biotops nach den aktuellen Festlegungen der landesweiten Erfassung gesetzlich geschützter Biotope erfüllt; hierfür wurden dem Investor bereits Vorschläge zur Berücksichtigung in der Planung mitgeteilt; die flächendeckende Biotopkartierung nach dem Biotoptypenschlüssel der hessischen Kompensationsverordnung findet im Juni/Juli statt. FFH-Lebensraumtypen sind nicht mehr zu erwarten.“
Auf dem Grundstück gibt es zahlreiche Bestandsbäume, die derzeit durch einen Vermesser aufgenommen werden, wodurch die genaue Anzahl an Bäumen ermittelt wird. Durch den Erhalt von Bestandsbäumen (ca. 45 Stück) im Plangebiet, insbesondere entlang des Sees und der Grundstücksgrenze sowie durch Baumneupflanzungen (ca. 50 Stück) innerhalb des Plangebietes, wird den Belangen der Umwelt Rechnung getragen und naturnahes Wohnen im Grünen ermöglicht. Circa 20 bis 25 der vorhandenen Bestandsbäume auf dem Grundstück, die zum Teil in kritischem Zustand sind, müssen für das Bauvorhaben gefällt werden, zumal sie die Wasserqualität negativ beeinflussen. Die vorhandene Baumallee im ausgewiesenen Naturdenkmal Kastanienallee wird erhalten.
Die Versiegelung der Bodenfläche wird mit einer starken Durchgrünung des Quartiers, einer naturnahen Gestaltung des Uferbereichs des Sees, einer extensiven Dachbegrünung sowie weiterer ökologischer Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ausgeglichen.
Es wurde hier und da die Sorge geäußert, das geplante Projekt sei klimaschädlich, die Kaltluftschneise sei in Gefahr?
Wir haben ganz bewusst bei einem unabhängigen Institut ein Klimagutachten in Auftrag gegeben. Beauftragt ist ein Institut, das mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut ist und über eine fundierte Datenlage zum Stadtgebiet verfügt. Zu der auch uns wichtigen Frage der Kaltluftschneise haben wir eine Vorabauskunft bekommen.
Die Fachleute gehen davon aus, dass der Kaltluftabfluss, ausgehend von den landwirtschaftlichen Flächen in Darmstadts Osten, über/durch das Komponistenviertel in Richtung Bürgerpark und weiter nach Nordosten strömt, also in Richtung Kleingärten/Industriegebiet. Das Martinsviertel liegt also nicht im Abflussbereich der Kaltluft.
Gehört das Gelände zum Bürgerpark bzw. sollte es nicht eigentlich dazu gehören?
Laut Stadtlexikon befindet es sich in der Fläche des Bürgerparks. Demnach geht der Park im Norden bis zum Martin-Luther-King-Ring. Im allgemeinen Sprachgebrauch der Darmstädter gehört es aber schon lange nicht mehr dazu, für die Bevölkerung endet der Park im nördlichen Teil auf der anderen Seite der Kastanienallee. Der Teil zwischen unserem Grundstück und dem Martin-Luther-King-Ring wird nur von wenigen Privatpersonen mit ihren Hunden begangen, bzw. der „Hochzeitshügel“ wurde zeitweise gerne für entsprechende Fotos genutzt. Die „Naherholung“ sowie die Kinderspielgelegenheiten finden alle südlich der Kastanienallee statt. Auch die Stadt vertritt entschieden die Position, dass das Grundstück nicht im Bürgerpark liegt, zumal es ja schon seit ca. 1993 eingezäunt und somit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Inwieweit wird das Gelände zukünftig frei zugänglich sein?
Der das Grundstück seit vielen Jahren komplett umgebende Zaun wird vollständig beseitigt. Das Quartier soll für die Öffentlichkeit fußläufig durchquerbar sein. Hierfür wird der westliche Weg zwischen dem Biergarten und den Reihenhäusern für die Öffentlichkeit über ein entsprechendes Gehrecht zugänglich gemacht und dauerhaft gesichert. Dadurch können bestehende Fußwegeverbindungen aus dem Bürgerpark von Süden kommend sinnvoll nach Norden fortgeführt und das Grundstück in seine grüne Umgebung eingebunden werden.
Wie soll die Verkehrsanbindung erfolgen? Welche Folgen hätte die zusätzliche Bebauung generell für die Verkehrs- und Parksituation vor Ort?
Auch das ist ebenfalls gutachterlich belegt. Zitat: „Durch die geplante Entwicklung erhöht sich das Kfz-Verkehrsaufkommen um ca. 250 Kfz/Tag. Dies ist mit der als T 30 ausgewiesenen Erschließungsstraße verträglich.
Gutachterlich wird die Situation wie folgt bewertet: „Die Verkehrsqualität im Bereich Kranichsteiner Straße / Kastanienallee ist derzeit sowohl in der Morgen- als auch in der Abendspitze mit gut zu bewerten (Qualitätsstufe B). Im Planfall sind die Zunahmen der Verkehrsbelastungen nur gering und die Qualitätsstufe B bleibt erhalten. Lediglich in der Abendspitze ist für den ausbiegenden Strom Richtung Kranichstein Qualitätsstufe C (an der Grenze zu B) zu konstatieren. Der Knoten muss nicht signalisiert werden. Der Bereich ist über die Kranichsteiner Straße gut an das lokale und überörtliche Straßennetz angebunden. ÖPNV-Haltestellen sind in fußläufiger Entfernung des Quartiers gut zu erreichen.
Zudem werden alle Parkplätze auf dem Projektgrundstück angebracht. Jede Wohneinheit erhält gemäß Stellplatzverordnung einen Stellplatz, der in unserer Planung die Anschlussmöglichkeit für E‑Mobilität berücksichtigt. Daneben gibt es 14 Besucherstellplätze sowie vier Stellplätze für ein Car-Sharing-Modell (E‑Autos + Lastenfahrräder). Zudem werden in dem Quartier 195 Fahrradstellplätze errichtet.
Welche Auswirkungen hat das geplante Bauprojekt auf den benachbarten Biergarten?
Die Konzession des Biergartens wird nicht berührt oder gar eingeschränkt. Allerdings hat umgekehrt der bestehende Betrieb aufgrund seiner Geräuscheinwirkung Auswirkungen auf die Zulässigkeit eines Wohngebietes.
Im Ergebnis führt dies zur Reihenhauszeile im westlichen Teil des Grundstückes, die als passiver Schallschutz gegenüber dem Biergarten wirkt. Dies gelingt dadurch, dass die schützenswerten Aufenthaltsräume der Häuser vom Biergarten wegorientiert sind.
Was bedeutet das Projekt für die sich in der Nähe befindende Grillhütte des Bezirksvereins Martinsviertel?
Auf die eigentliche Nutzung der Hütte hat es keine Auswirkungen. Allerdings gilt für Grillhütte wie Biergarten, dass derzeitige „Wildparker“ in der Kastanienallee während größerer Veranstaltungen zukünftig auf offizielle Parkplätze westlich des Bürgerparks werden ausweichen müssen.
Welche Folgen hätte es, wenn das geplante Bauprojekt scheitern sollte?
Die Gesellschafter haben die Grundstücke erworben, haben viel Geld in Planung und Gutachten gesteckt. Der Verlust wäre schon erheblich. Das ist unser Risiko, im laufenden Verfahren vertrauen wir auf die konstruktiven Verhandlungen mit der Stadtverwaltung und den eindeutigen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung.
Der Stadt würde mit einem Scheitern ein Projekt verloren gehen, dass dringend notwendigen Wohnraum schafft, bei der Verwirklichung auf erneuerbare Energien setzt und in Sachen Nutzung eines stehenden Gewässers zur Wärmeversorgung von Wohnhäusern im Rhein-Main-Gebiet einmalig wäre. Ein Projekt, für das das Land Hessen daher auch Förderung in Aussicht gestellt hat.